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Aus dem Gildenweg Nr. 3 / 2000

 

Titelblatt der Zeitschrift Lagerfeuer, August 1950

aus der Sammlung des Pfadfindermuseums und Instituts für Pfadfindergeschichte

 

Ein Patrullenausflug im Jahre 2000

(aus "Lagerfeuer", 3. Jahrgang, Heft 11/12, August 1950)

von Julius Markaritzer

 

Passend zum vergangenen Vienna 2000 möchte ich einen Artikel aus unserer Zeitschriftensammlung gekürzt wiedergeben, der vor 50 Jahren erschienen ist.

 

Wir schreiben das Jahr 2000. Die „Adler-Patrulle" der Gruppe „Sven Hedin" aus Österreich beschließt ihren nächsten Wochenendausflug bei der 13. Pfadfinder-Division in Kanada abzuhalten. Vom Patrullenchauffeur mit dem Amphiautobus abgeholt versammeln sie sich am Pfadfinderflugplatz (in Aspern ?). Die Reise wird mit der vom Gruppenfeldmeister zur Verfügung gestellten neuesten Maschine des Types XYZ angetreten. Flugzeit ist 1 Stunde.

Die funktelegraphisch verständigten Überseefreunde schicken eine Empfangsabordnung, und im 260-Kilometer-Tempo geht es zum Lagerplatz. Dort packt man aus den Kartentaschen die neuesten Nylonzelte aus, die mit Luft aufgeblasen werden. Recht praktisch konstruierte, ganz klein zusammenlegbare Lehnstühle, die nachts auch als Couch verwendet werden können, werden aufgestellt.

Eine Freilicht-Kinoanlage und ein Rundfunksender, über den Meldungen von Kanada an den Sender Alpenland für die Sendung „Es spricht der Pfadfinder" (oder Scouty-Vision ?) gefunkt werden, gehören ebenfalls dazu.

Da der Patrullenkoch hinreichend über neuzeitliche Ernährung an der heimatlichen Universität geschult ist, gibt es weder Frühstück, Mittagessen noch Nachtmahl. Man teilt entsprechende Vitamintabletten aus. Will dennoch jemand unbedingt etwas Warmes, kommt der mitgebrachte elektrische Kocher zum Einsatz. Den dazu erforderlichen Strom entnimmt man einfach der Luft.

Für das geplante Geländespiel stellen die kanadischen Pfadfinder einen Hubschrauber zur Verfügung. Die Gäste aus Österreich haben eine Bande von Kokainschmugglern aufzuspüren, die mit einem Amphiauto gelandet sind. Der Beobachter im Helikopter morst den Standort der Schmuggler seinen Patrullenkameraden zur Bodenstation. Ein Radargerät wird eingeschaltet und die Rückstrahlungen melden den Lageplan und Standort. Die Flucht der Schmuggler wird nur durch eine zufällig bei Bastelversuchen gemachte Erfindung des Hilfskornetten vereitelt. Ihm gelingt die drahtlose Übertragung synthetischen Zuckers in den Benzinkanister des Schmugglerautos, welches daraufhin nicht mehr weiter kann. Nun ist es ein Leichtes für die „Adler-Patrulle" die Schmuggler festzunehmen, und das Spiel ist damit zu Ende.

Da noch etwas Zeit übrig ist, fährt man rasch zu einer Besichtigung der Niagarafälle, die aber ihren Reiz als Naturwunder und Sehenswürdigkeit in den letzten Jahren verloren haben, da dieses Weltwunder von einem geschäftstüchtigen Amerikaner (leider einem ehemaligen Boy Scout) in eine Berieselungsanlage für landwirtschaftliche Kulturen umgestaltet wurde.

Als die Gäste aus Österreich an die Heimkehr denken müssen, wird der Pullmancar verladen. Nachdem das Bodenpersonal des heimatlichen Flugplatzes das Zeichen „Frei zur Landung" gefunkt hatte, steigt das Flugzeug der österreichischen Pfadfinder auf, und landet kurz darauf in der Heimat.