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Gruppe 1 - "Habsburg"

Die Erste Pfadfinderpatrulle von Emmerich "Papa" Teuber
aus der Sammlung des Pfadfindermuseums und Instituts für Pfadfindergeschichte

Die erste Pfadfinderpatrulle

In der Broschüre "Aus vergangenen Tagen" berichtet Emmerich "Papa" Teuber selbst über die Anfänge des Pfadfindertums in Erdberg.

Zwei Jahre lang schon hatte ich durch den "Observer" Zeitungsausschnitte über alle Neuerscheinungen in Jugendbewegung und Fürsorge in allen Kulturländern der Erde gesammelt, und immer wieder stieß ich da auf Berichte über enorme Erfolge Baden-Powell's und des "Scoutism". Auch in Deutschland hatte Major Bayer, ein alter "Schutztruppler" aus Südwestafrika, im Jahre 1910 schon eine "Pfadfinderorganisation" geschaffen, und so fuhr ich im Frühling 1912 nach Berlin, um mir die Sache anzusehen. Bitter enttäuscht aber musste ich heimkehren, denn Major Bayer's ehrlicher Wille, richtige Scoutarbeit zu leisten, war von höherer Stelle gebrochen worden, und die Tätigkeit der deutschen Pfadfinder beschränkte sich damals lediglich auf einseitige Vorbereitung der Jugend für den Militärdienst. Immerhin fand ich im Gespräch mit Bayer einen selten tüchtigen und gütigen Menschen, der die siegreiche Zukunft der Idee B.-P.'s vorausahnte, wie kaum ein Zweiter, und in den Hilfsbüchern des Deutschen Pfadfinderbundes manch' wertvolle Anregung, und konnte noch im Sommer, unterstützt von meinem getreuen Jugendwehrinstruktor, damals Oberleutnant (heute Major) Schuch die Grundlagen für die Aufstellung eines Pfadfinderkorps in Wien schaffen.

Anfangs war es meine Absicht, die wenigen, noch bestandenen militärischen Horte in Pfadfindergruppen umzuformen, doch stieß ich da auf den Widerstand der "erhaltenden Vereine" und so entschloß ich mich endlich dazu, aus den sechs jüngsten "Frequentanten" der Erdberger Jugendwehr versuchsweise eine Pfadfinderpatrouille aufzustellen. Franz Frahs war unser erster Patrouillenführer und unvergessen soll auch der Name dieses Braven bleiben.

Die weiteren Mitglieder der ersten Pfadfinderpatrouille waren: Hilfskornett Alois Tomandl (Praktikant), Karl Hochmann, Franz Drechsler, Josef Fiedler, Robert Englisch (3 von ihnen waren Elektromechaniker), Alois Englisch (Maschinenschlosser). Feldkornett Franz Frahs war ebenfalls Elektromechaniker. (Das Foto am Beginn dieser Seite zeigt die hier angeführten Buben der Gruppe 1 - "Habsburg".)

Franz Frahs

13. Dezember 1912, Feldkornett Franz Frahs im Garten des Hauses Apostelgasse 9
aus der Sammlung des Pfadfindermuseums und Instituts für Pfadfindergeschichte

Anfangs September begannen Schuch und ich mit der Ausbildungsarbeit, und zu unserer Freude sahen wir bald, dass uns unsere Buben mit Begeisterung folgten. Ein paar gute Freunde, die mir die Gründung eines erhaltenden Vereines ermöglichen wollten, waren schnell gefunden, und Anfangs Oktober 1912 konnten die Wiener eines Nachmittags im "Neuen Wiener Abendblatt" die Nachricht von der Errichtung eines Wiener Pfadfinderkorps lesen.

 

Ausweis Nr. 4, ausgestellt im Oktober 1912 von Emmerich "Papa" Teuber für den Pfadfinder Karl Hochmann
aus der Sammlung des Pfadfindermuseums und Instituts für Pfadfindergeschichte

Ausweis

Ende November war die erste Patrouille aus Vereinsmitteln vollkommen "uniformiert" (dunkelgrauer Lodenanzug, nach Art der Turnertracht mit kurzen Hosen, Stutzen, goldenes Eichenlaub am Kragen, aschgraues Halstuch, Turnerhut mit rechts aufgeschlagener Krempe; kurzer Alpenstock) und "ausgerüstet". Eines Sonntags marschierten wir durch die Erdberger Straße in den Prater und erregten helles Aufsehen durch Tracht und Haltung.

Am 30. November 1912 fand im kleinen Saal des ehemaligen Militärkasinos in der Strauchgasse das erste öffentliche Auftreten vor geladenem Publikum statt. Die Spitzen der Behörden, viele Professoren, Lehrer und Jugendführer waren erschienen, und bewunderten nach einem einleitenden Lichtbildervortrag die "Pfadfinderkünste" der sieben Buben. Beobachtungsspiele und Sinnesübungen wechselten mit Proben der ersten Hilfe und des Flaggensignalisierens ab, und am Schluss der Vorführung wurden gar auf Spirituskochern selbst verfertigte "Palatschinken" serviert. Das Publikum klatschte begeistert Beifall, die Zeitungen brachten am nächsten Tag Berichte über den Abend, der unerwartet großen Erfolg gebracht hatte.

Im Dezember wurde bereits die zweite Patrouille "uniformiert" und ausgerüstet.