Wie Österreich Veranstalter des 7. Weltjamborees wurde

Elvesaeter Bon

Schon einmal, nämlich bei der 5. Internationalen Konferenz 1929 in Birkenhead (GB), hatten die österreichischen Pfadfinder gehofft mit der Durchführung eines Jamborees beauftragt zu werden. Daraus wurde jedoch nichts! Österreich erhielt jedoch die Ehre, die 6. Internationale Konferenz vom 23. - 29. 7. 1931 in Baden bei Wien zu organisieren. Bei dieser Großveranstaltung zeigten die österreichischen Pfadfinderverbände, wozu sie imstande waren. Im Rahmen dieser Konferenz referierte DCC Ing. A. Klarer über verschiedene Möglichkeiten der „Organisation von Jamborees“.

Tagungshotel in Elvesaeter, Norwegen
aus der Sammlung des Pfadfindermuseums und Instituts für Pfadfindergeschichte

Elvesaeter Hotel

Vor Beginn der 12. Internationalen Konferenz 1949 in Elvesaeter (N) wurde im Rahmen des Welt-Rover-Moots in Skjalk (N) am 4. August 1949 bei einem informellen Abendessen im kleinen Kreis der Internationalen Kommissäre die Frage nach dem Ort des 7. Jamborees angesprochen.

Nach dem gigantischen Ausmaß des 6. Jamborees in Moisson 1947 mit 23.775 Teilnehmern aus 41 Nationen vertraten die österreichischen Delegierten den Standpunkt nach Rückkehr zu größter Einfachheit, keiner Überorganisation und geringer Teilnehmerzahl. Die Ländervertreter zollten diesem Vorschlag allgemeine Zustimmung.

Bestärkt durch diese Zustimmung und dem positiven Echo von weiteren Einzelgesprächen beschloss die österreichische Delegation, eine Einladung zu einem Jamboree in Österreich auszusprechen.

Die Delegation der Pfadfinder Österreichs umfaßte:

  • DCC und IK Ing. Adolf Klarer (Delegationsleiter)
  • BK Karl Prochazka
  • LFM-NÖ Franz Merzl
  • LFM-S Alexej Stachowisch
  • LFM-OÖ Kons.-Rat Franz Schückbauer
  • KFM-Linz Willi Zimmerbauer

Zwar nicht als offizielles Mitglied begleitete FM-W Rudolf Pfenningbauer die österreichische Delegation

Mitglieder der österreichischen Delegation;
von links: BK Prochazka, LFM Merzl, DCC Klarer, LFM Stachowitsch
aus der Sammlung des Pfadfindermuseums und Instituts für Pfadfindergeschichte

Delegation

Am 10. August 1949, dem dritten Konferenztag, wurde der Tagesordnungspunkt „Ort und Zeit des 7. Weltjamborees und der 13. Internationalen Konferenz“ behandelt. Delegationsleiter DCC Ing. A. Klarer berichtete:

Als der Vorsitzende der Konferenz, Col. J. S. Wilson, die Aussprache zu diesem Thema eröffnete, herrschte in der weiten Runde der Delegierten vollkommene Ruhe. Da stand ich als Leiter der österreichischen Delegation auf und sagte: „Namens der Pfadfinder Österreichs ladet die österreichische Delegation die Pfadfinder aus aller Welt ein, das 7. Weltjamboree und die 13. Internationale Konferenz in Österreich abzuhalten. Als Ort des Jamborees wird das Salzkammergut und als Ort der Konferenz die Stadt Salzburg vorgeschlagen. Es muss aber hinzugefügt werden, dass es sich um ein Jamboree der größten Einfachheit handeln wird und dass die Teilnehmerzahl auf 10.000 Pfadfinder und Pfadfinderführer beschränkt werden muss.“

Col. Wilson und Mitglieder des Internationalen Büros in Elvesaeter
aus der Sammlung des Pfadfindermuseums und Instituts für Pfadfindergeschichte

Col. Wilson und Mitglieder des Internationalen Büros in Elvesaeter

Noch war das letzte Wort nicht gesprochen, da brach ein Beifall los, der eigentlich jede weitere Abstimmung erübrigte. Sie wurde jedoch notwendig, da auch Dänemark unerwartet eine Einladung aussprach. Das Ergebnis der Abstimmung lautete eindeutig 134 gegen 10 Stimmen für Österreich.

Vielfach wurde später die Behauptung aufgestellt, dass der Sprecher der österreichischen Delegation mit der Erklärung vom „Jamboree der Einfachheit“ recht diplomatisch aus der Not eine Tugend gemacht hätte.

Der Direktor des Internationalen Büros Col. Wilson sprach sodann die für Österreich bedeutungsvolle Resolution aus: „Die 12. Internationale Konferenz nimmt mit großer Freude die freundliche Einladung Österreichs an, das 7. Weltjamboree und die 13. Internationale Konferenz während des Sommers 1951 in Österreich durchzuführen und dankt gleichzeitig den dänischen Pfadfindern überaus herzlich für ihre Einladung!“

DCC Ing. Adolf Klarer sandte am nächsten Tag ein Telegramm nachstehenden Inhalts an das Bundeskorps der Pfadfinder Österreichs:

Das Original-Telegramm aus Elvesaeter
aus der Sammlung des Pfadfindermuseums und Instituts für Pfadfindergeschichte

Telegramm

Delegationsmitglied LFM-OÖ Kons.-Rat Franz Schückbauer kabelte ebenfalls an Landeshauptmann Dr. H. Gleissner, die Redaktionen der OÖ-Nachrichten und des Linzer Volksblattes:

Weltkonferenz in Norwegen beschließt internationales Pfadfindertreffen 1951 in Österreich, Salzkammergut.
43 Nationen erwartet.
Schückbauer

Das Antworttelegramm LH Gleissners kam am 11. August zur Verlesung und wurde mit großem Applaus zur Kenntnis genommen:

Hocherfreut über Beschluss der Weltkonferenz das internationale Pfadfindertreffen 1951 in Österreich, Salzkammergut abzuhalten, entbiete ich namens Oberösterreich aufrichtigen Dank, herzliche Grüße und reichsten Erfolg der Weltkonferenz und dem völkerverbindenden Pfadfindergedanken.
Dr. Gleissner
Landeshauptmann

Nach Eintreffen des Telegramms im Bundeskorps der Pfadfinder Österreich mit der Einladung zum 7. Jamboree und der 13. Internationalen Konferenz herrschte lähmendes Entsetzen über diese von der Delegation eigenmächtige und vorher nicht besprochene Aktion. Die Mehrzahl der Bundeskorpsmitglieder lehnten in dieser Zeit der Not und des zaghaft beginnenden Wiederaufbaus im Land solch eine Großveranstaltung ab.

Die Einladung zum 7. Weltjamboree hing also an einem seidenen Faden. Sollte man es zu einer peinlichen Absage an das Internationale Büro kommen lassen? Die letzte Entscheidung wollte man einer außerordentlichen Führertagung am 31. Oktober 1949 überlassen. DCC Ing. A. Klarer gelang es schließlich mit enormer Überzeugungskraft, eine knappe Mehrheit der Delegierten zu einer Aufrechthaltung der Einladung zum 7. Weltjamboree in Österreich zu gewinnen.

Delegationsleiter Ing. A. Klarer meinte: „Es darf ganz freimütig gesagt werden, dass niemals daran gedacht war aus der Not eine Tugend zu machen, obwohl Österreich im Jahr 1949 noch ein notleidender Staat, ohne Währung mit festem Kurs, und die Pfadfinder Österreichs eine vielleicht noch mehr notleidende Organisation waren, ohne jede Geldmittel. Was aber da war, das Kapital des Jamborees, ein kleines Häuflein begeisterter Pfadfinderführer, das bereit war, neben dem Beruf, alle seine Freizeit einzusetzen, um den Erfolg des Jamborees zu sichern, um dem Gedanken des „Jamborees der Einfachheit" zum Sieg zu verhelfen, damit die Buben ihr daheim gewohntes Erleben von Abenteuern fortsetzen, ja sogar verstärken können und nicht vom Betrachten und Bestaunen technischer Wunderdinge und glanzvoller Arrangements (gemeint war Moisson 1947) einfach erschlagen werden. “

Jamboree-Lagerchef EBFM DCC Ing. A. Klarer (r) und Stv. EBFM DFM Franz Schückbauer.

Jamboree-Lagerchef EBFM DCC Ing. A. Klarer (r) und Stv. EBFM DFM Franz Schückbauer.

Inzwischen war auf Intervention des Internationalen Komitees einer Aufstockung der Teilnehmerzahl für das 7. Jamboree auf 15.000 zugestimmt worden.

BFM Ing. Robert Ulrich, infolge der Trennung des ÖPB und dessen internationaler Nichtanerkennung ohnehin schon enttäuscht und nun über den „Alleingang“ der Einladung der Delegation erbost, wollte die Verantwortung für solch eine Großveranstaltung nicht übernehmen und legte seine Funktion als BFM der PÖ zurück. Er schied damit auch aus dem Internationalen Komitee aus.

 

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